nachfolgend nocheinmal ein Update von Lilly. Er wird sehr lange werden :-)
Sie hat sich inzwischen vollständig eingewöhnt, was daran zu erkennen ist, daß sie täglich neue Ideen entwickelt darüber, was sie als nächstes anstellen kann. Sie ist das süßeste Geschöpf überhaupt – versucht hektisch Wasserrinnsale aus Blumentöpfen zu bremsen, bevor sie die Dachrinne erreichen, schleift kleine Handtücher durch die Wohnung, und zwar ohne im geringsten loszulassen, wenn man sie ihr wegnehmen will. Sie steht morgens in voller Tigergröße 2 cm neben meinem Gesicht bei dem Versuch, mich aufzuwecken (sie weiß inzwischen es gibt Zuckerle, sobald ich meinen Kaffee aufgesetzt habe) und liebt es in Schachteln zu sitzen die gerade neu angekommen und ausgepackt sind.
Der Balkon (mit Katzennetz) ist das wahre Paradies und alles was vorbeifliegt, wird gnadenlos eingefangen und aufgefuttert. Proteine sind schließlich wichtig meint Lilly. Sie reckt sich am Küchenschrank so weit wie möglich hoch um an ein Zuckerle zu kommen (hochspringen auf die Anrichte darf sie nicht mehr und weiß das inzwischen auch), und sieht dabei zum anbeißen niedlich aus.
Schmusen und Kuscheln klappen noch nicht wirklich. Du erinnerst Dich vielleicht, daß sie sich überhaupt nicht anfassen ließ, außer zum kraulen und man mußte dabei mit den Armen schön weit von ihrem Körperchen weg bleiben. Inzwischen kann ich beide Arme um sie legen und sie ein ganz, ganz klein wenig drücken, ohne daß sie gleich Panik bekommt. Ich bin froh darüber. Es ist ein kleiner Fortschritt bei dem Versuch sie für eventuelle Tierarztbesuche zu desensibilisieren und ihr in diesen Situationen das Leben zu erleichtern.
Vor zwei Wochen etwa hat sie sich von einer Hummel stechen lassen. Gottseidank „nur“ in eine Vorderpfote. 7 Stunden lang herrschte Ausnahmezustand, mit Schreien, Weinen, Übergeben und Verstecken und allem drum und dran. Danach – eine wundersame Erholung innerhalb von 5 Minuten - ging die Jagd erneut los -- und wieder auf eine Hummel ! Meine Frage an sie, ob sie denn morgens garnichts gelernt hätte, wurde vollständig ignoriert ...
Aber sie fängt langsam an, auf mich zu hören, wenn ich sage sie soll dies oder das sein lassen. Sie springt nicht mehr auf Tische und wie oben erwähnt kaum noch auf die Küchenplatten. Sie mosert, wenn ich Nein sage, aber sie tut es – meistens J
Mit Tara kommt sie inzwischen ganz wunderbar aus. Die beiden hetzen sich gegenseitig mindestens zweimal am Tag heftigst (aber spielerisch) durch die Wohnung. Es macht irre Spaß, die beiden dabei zu beobachten und die Bewegung tut auch beiden sehr gut. Etwa genauso häufig müssen sie sich täglich kurz anfauchen. Das wiederum ist nur einmal pro Monat mit richtiger Aggression verbunden, sodaß ich dazwischen gehe. Der Rest bewegt sich auf der Ebene „Du hast mich erschreckt, oder bist zu nahe an mir vorbeigelaufen, das mag ich nicht, nur daß du’s weißt“.
Ansonsten respektieren sich beide ganz wundervoll. Wer zuerst kommt, malt auch zuerst, immer. Das ist beim Fressen so, beim Drängeln, wenn die Balkontüre sich endlich öffnet und beim Kuscheln auf meinem Schoß. Nur bei Zuckerle funktioniert das nicht und wird es wohl auch nie. Lilly ist dann einfach nicht mehr zu bremsen und rennt alles nieder was ihr im Weg steht – auch Tara. Die hat sich aber inzwischen daran gewöhnt und sieht dann immer fast so drein, als ob sie nur mitleidig den Kopf über Lilly schütteln würde und sagt „mensch die Olle wieder, keine Augen im Kopf“.
Und Lilly hat sich einen kleinen grünen Frosch mit lose baumelnden Armen, Kopf und Beinen als ihr Lieblingsspielzeug ausgesucht. Er wird geschmust, gebissen, gekratzt und durch die Gegend gezerrt. Taras Lieblingsspielzeuge werden in Ruhe gelassen und umgekehrt ist es genauso.
Lilly liebt Catnip und Katzengras. Und auch das Verhalten, das sie bei Catnip an den Tag legt, ist schlicht zum anbeißen. Irgendwann freß‘ ich sie auf.
Wenn sie mit mir statt mit Tara spielt, achtet sie immer darauf ihre Krallen nicht auszufahren und nicht zu fest zuzubeißen. Selbst wenn es heftig wird, hat sie sich unglaublich im Griff. Das bewundere ich sehr an ihr.
Etwas worüber ich ebenfalls ganz hin und weg bin, ist, daß sie mir nach 4 Monaten endlich das erste Mal so richtig in die Augen gesehen hat. Davor konnte ich machen was ich wollte. Ich habe es hundert mal am Tag versucht, mich auf den Boden zu ihr gelegt, sie versucht zu locken. Aber selbst mit süßester Stimme und größter Bestechung wollte sie mir nicht in die Augen sehen. Jetzt macht sie es bereits mehrmals am Tag und auch der Ausdruck von Zuneigung ist inzwischen darin zu finden. Das ist für mich so ziemlich das schönste Geschenk das mir Lilly bisher gemacht hat.
Alles in Allem fühlt sich Lilly glaube ich hier sehr geborgen und geliebt. Ich jedenfalls bin genauso verrückt nach ihr, wie nach Tara, und Tara scheint sie auch lieb gewonnen zu haben und als Spielkameradin und Mitbewohnerin zu akzeptieren – und nicht mehr nur zu tollerieren, wie am Anfang.
Ich hoffe es macht Spaß diesen Update von Lilly zu lesen. Ich mußte ihn schreiben, weil Lilly einfach so irre viele schöne Momente in mein Leben und das von Tara bringt und weil sie wirklich jeden Tag etwas neues ausheckt mit dem sie mich dann völlig überrascht. Sie hat dann auch so einen schelmischen Gesichtsausdruck. Tara ist dabei diejenige, die von Lilly abguckt und alles dann noch weiter entwickelt. Es macht unglaublich viel Freude mit den beiden.
Ich hoffe Euren anderen Vierbeinern und deren Besitzern geht es früher oder später genauso unendlich gut, wie uns hier.
Alles Liebe und viele Grüße
Susanne
P.S.: Das Foto auf dem beide nach oben starren ist entstanden weil ich diesen Sommer ein Schwalbennest im Giebel hatte. Es ist etwa 3m über meinem Balkon. Das Treiben dort hat regelmäßig für Genickstarre gesorgt – bei uns allen Dreien J Das Netz war zu der Zeit dann auch nur halbhoch gespannt, da sich 4 mal eine Schwalbe darin verfangen und fast erdrosselt hatte. Ich konnte sie mit Müh und Not jedesmal befreien, ohne daß Schaden für den Piepser entstanden ist. Körperlich ... seelisch haben sie glaube ich die Hölle durchgemacht, bis ich sie endlich aus dem Netz entwirrt hatte ... und ich auch. Sie sind so unglaublich fragil und zeigen ihre Angst klar und deutlich in den Augen. Es muß schrecklich für sie gewesen sein. Zweimal blieben sie einfach eine Minute lang in meiner Hand sitzen, bevor sie losflogen. Sosehr hat sie das alles mitgenommen. Aber jetzt ist das Schwalbennest leer und meine Vermieterin macht das Loch am Giebel sicherheitshalber zu. Schade eigentlich, aber es geht nicht anders. Katzennetz und Schwalben passen nicht zueinander. Zumindest nicht auf diesen kurzen Abstand. Ich hatte den Eindruck, daß sie das Netz zwar sehen, aber wenn dann mehrere gleichzeitig ins Nest wollen, ist das Kuddelmuddel so groß, daß eine mindestens nach unten ins Netz stürzt. Ich konnte das öfter beobachten. Wenn der Eingang durch eine andere Schwalbe versperrt ist, lassen sie sich einfach 2 Meter senkrecht nach unten fallen, und fliegen nach diesem Fall erst nach vorne los und vom Haus weg – leider dann eben mitten ins Netz. Es ist besser, wenn sie sich nächsten Sommer ein neues Nest bauen müssen – hoffentlich dann an einem sichereren Ort.